Redemption I
Redemption (Vergebung)
American Recordings I, 11
Redemption ist ein Song, den Johnny Cash geschrieben hat. Er hat ihn 1994 zusammen mit seinem Produzenten Rick Rubin aufgenommen. Er hat ihn auf dem Montreux-Jazz-Festival 1994 live gesungen. Redemption – ein Karfreitags-Spiritual auf einem Jazz-Festival! Das Konzert wurde gefilmt.
Vor dem Song spricht Cash leise aber deutlich hörbar von Dunkelheit und Schuld und daß ein Mann die Hoffnung verlieren kann. “Wenn es Vergebung nicht gäbe, wäre ich jetzt nicht hier”.
Mit seiner tiefen, tragenden Stimme singt er den Redemption-Song, nur begleitet von seiner Gitarre.
„Von den Händen kam es herab
Von der Seite kam es herab
Von den Füßen kam es herab
und rann auf den Grund
Der Baum des Lebens wuchs
Und das Blut gab Leben
den Zweigen des Baums
Und das Blut war der Preis
das die Gefangenen befreite
Und mit den Scharen die kamen
Durch das Feuer und die Flut
Klammerte ich mich an den Baum
Und wurde erlöst durch das Blut“
In dem Saal ist große Stille. Du kannst eine Stecknadel fallen hören.
Der alte Künstler singt aus so einer Tiefe seines Herzens, daß du weißt, das ist wirklich.
“Von den Händen kam es herab
Von der Seite kam es herab
Von den Füßen kam es herab
und rann auf den Grund
Zwischen Himmel und Hölle
fiel ein Tränentropfen herab
In den tiefroten Tau“
Zwischen Himmel und Hölle fiel ein Tränentropfen herab in den tiefroten Tau – ein Bild von großer Schönheit. Ist Schönheit diesem Karfreitags- Song angemessen?
Johnny Cash hat die Bibel gekannt. Leiden ist unansehnlich. Bei Jesaja (52, 13 – 53, 9) heißt es im Gottesknechtlied: Wir sehen ihn, aber da ist keine Gestalt, die gefiele. Viele entsetzen sich über ihn, weil seine Gestalt häßlich ist, voller Schmerzen und Krankheit.
In dem blutroten Tau zeigt uns der Künstler aufgehoben Schönheit zugleich mit Wahrheit und mit Liebe.
Ein Tautropfen, der den Himmel rot färbt.
Auf der dunklen Bühne im schmalen Lichtkegel sitzt der Künstler allein mit seiner Gitarre. The man in black. Mit seinen Songs rührt er an die Seele. Der Sänger, der den Himmel erleuchtet. Die Begeisterung der Menschen im Saal schlägt Wellen.
Der Künstler dankt in der ihm eigenen Würde.
(zu der DVD „Johnny Cash – live at Montreux“)